In diesem Glossar sind Begriffe definiert, wie sie im Kontext der Diskussion um Bewusstsein und Psychdelika öfters auftreten. Sie sind einerseits als Hilfe für mehr Verständnis gedacht, sollen andererseits zur weiteren Kontemplation anregen. Wir sollten sie nicht als gegebene Definition hinnehmen, sondern fragen: Was ist das Ding da eigentlich wirklich?
Bei den jeweiligen von mir genannten Substanzen halte ich mich zurück, da ich keine Chemikerin bin (ich nenne hier nur die „Klassiker“). Andere Seiten helfen da weiter.
Ayahuasca
Ayahuasca, auch bekannt unter den Namen Yagé, Daime, Natem, Cipó oder Hoasca ist ein Planzensud mit hoher psychoaktiver Wirkung, der seit tausenden von Jahren von indigenen Völkern im Amzonasgebiet gebraut wird. Ayahuasca kommt aus dem Quechua und setzt sich aus den Worten Aya (Seele, Tod, Geist) und Huasca (Liane) zusammen, was übersetzt also so viel wie „Liane der Toten“ bedeutet. Ayahuasca ist eine Mischung aus den Blättern der Pflanze Psychotria Viridis und der Liane Banisteriopsis Caapi. Erstere enthält den psychedelischen Wirkstoff DMT, während die Liane MAO-Hemmer enthält, die verhindern, dass das Gehirn den Wirkstoff DMT sofort abbaut. Im Zuge von spirituellen und medizinischen Riten wird das bitter schmeckende Gebräu getrunken und – meist unter Aufsicht eines „Curanderos“ (Schamanen) – die als höchst heilsam beschriebene Reise ins Innere begangen.
Archetyp
Der Begriff Archety kommt aus dem altgriechischen ἀρχή arché (Anfang, Ursprung) und τύπος typos (Schlag, Vorbild, Skizze) und wird in der analytischen Psychologie (vor allem unter C. G. Jung) als eine Art Urbild verwendet, das im kollektiven Unbewussten der Menschheit verborgen liegen und verschiedene Formen annehmen kann. Das beinhaltet etwa menschliche Urerfahrungen wie Geburt, Mutterschaft und Tod. Archetypen drücken sich in symbolischen Bilden aus; beispielsweise im Traum, in Märchen, alten Mythen oder mystisch-religiösen Texten- oder eben auch im psychedelischen Rausch. In den letzten Jahren ist der Begriff auch in der wissenschaftlichen Debatte wieder aufgenommen worden.
Bewusstssein
Es liegt an den Eigenheiten des Bewusstseins, das man es schwer definieren kann. Das Bewusstsein ist eine subjektive, erste-Person-Erfahrung. Es ist das Erscheinen der Welt- der eigenen Welt, in sich selbst. Jeder Mensch weiß, wie es sich anfühlt zu sein und zu empfinden. Ob wir wollen oder nicht: Wir haben Empfindungen, Gefühle, Gedanken- es ist wie ein Film, der sich in uns/um uns abspielt. Nachdenken über das Bewusstsein gibt einige Rätsel auf: Woher weiß ich eigentlich, dass es noch andere, fühlende Menschen gibt (Solipsismus)? Und: Kann ich mir eigentlich vorstellen, etwas anderes als ich selbst zu sein, beispielsweise eine Fledermaus? Oder beschränken mich meine geistigen Fähigkeiten bei meinem Vorhaben und ich kann mir nur vorstellen, wie es ist, als ich eine Feldermaus zu sein (siehe Thomas Nagel).
Die Wissenschaft konnte das Phänomen Bewusstsein bis dato noch nicht klären. Die Philosophie dreht sich schon lange um das sogenannte Leib-Seele Problem. Das „harte Problem“ (David Chalmers) auf den Stand der modernen Forschung gebracht lautet folgendermaßen: Wie kann es sein, dass eine graue Masse in unserem Kopf die ganze Welt um uns herum generiert? Wie können physikalische Prozesse – Neuronen, Synapsen, Neurotransmitter- eine subjektive Erfahrung erzeugen? Geklärt werden konnte das Problem bis heute noch nicht.
Bewusstseinsverändernde Zustände
Als Bewusstseinszustand werden verschiedene Arten des Wahrnehmens und Erlebens bezeichnet. So gibt es in unserem Alltag etwa den Wachzustand, den träumenden Zustand und Zustand des Tiefschlafs. Darüber hinaus gibt es Bewusstseinszustände, die durch meditative oder kontemplative Praktiken erreicht werden können, Mischzustände (wie den luziden Traum beispielsweise) und Zustände, die durch Zufuhr von Getränken oder diversen psychotropen Substanzen entstehen. Dabei ist festzuhalten, dass per definitionem kein Bewusstseinszustand „echter“ sein kann als ein anderer, da alles gleichermaßen erlebt wird. Oft wird die im wachen Zustand erlebte Alltagswelt als die absolute Realität betrachtet, was spätestens dann zur Erklärungsnot führt, wenn andere Realitäten erlebt wurden, die in ihrem Wahrheitsempfinden dem „normalen“ Zustand um nichts nachstehen.
DMT
DMT steht kurz für N-N-Dimethyltryptamin (auch „Spirit Molecule“ genannt) und ist ein halluzinogenes Tryptamin-Alkaloid. DMT ist ein körpereigener Stoff und kommt auch in Pflanzen und Tieren vor. DMT wirkt schnell und kurz aber intensiv. Sehr häufig aufzufinden ist das Molekül in den Pflanzen Lateinamerikas- dort gibt es auch eine vielfältige Anwendung (Ayahuasca).
Ego
Ego ist lateinisch und bedeutet „Ich“. Je nach Kontext kann es allerdings verschieden aufgefasst werden. Generell ist das Ego jenes Gefühl, eine von der Außenwelt abgetrennte und kontinuierliche Person zu sein, die Kontrolle und Empfindungen hat und Entscheidungen trifft . In verschiedenen Religionen zB. dem Christentum und dem Islam wird es mit „Seele“ gleichgesetzt. Andere Religionen und Traditionen meinen hingegen, das Gefühl ein abgetrenntes Selbst zu sein, sei nur eine Illusion. Die Neurowissenschaften greifen diese Theorie auf: Thomas Metzinger zufolge ist das Selbst ein Bild, das uns von unserem Gehirn eingegeben wurde und mit dem wir uns gezwungenermaßen identifizieren, ohne je dahinter zu kommen, dass es sich um eine Illusion handelt.
Egotod
Der Egotod ist die Auflösung des Ich-Konstrukts, was oft bei hohen Dosen von psychoaktiven Substanzen auftreten kann, aber auch ein Merkmal vieler religiös-mystischer Erfahrungen ist. Das zeitweilige Verschwinden des Selbst kann angsteinflößend sein und zu einem „Festkrallen“ an sich selbst führen, was sehr schmerzhaft ist. Bei Abgabe der Kontrolle sind allerdings Zuständen von universaler Verbundenheit möglich, die auch im normalen Bewusstsein noch langfristige poitive Auswirkungen zur Folge haben können.
Entheogen
Altgr. en „in“, theos „Gott“, und genesthai „bewirken“ (=das Göttliche erweckend). Als entheogen bezeichnet werden jene Substanzen, welche die Fähigkeit haben, eine mystisch- spirituelle Gotterfahrung/Allerfahrung zu kreiieren, die in der Regel mit der zeitweiligen Auflösung des Egos einhergeht. Als Klassiker der entheogenen Psychotropika wird oft 5-MEO-DMT genannt (verwandt mit dem „normalen“ N-N-DMT).
Erkenntnis
Obwohl „Erkenntnis“ ein im gängigen Sprachgebrauch oft verwendetes und wohl bekanntes Wort ist, möchte ich es dennoch in mein Glossar aufnehmen.
Denn als sicher empfundene Erkenntnisse oder Wahrheiten können durch die Verwendung von psychotropen Substanzen und Meditation auf den Kopf gestellt werden. Das Studium von Erkenntnistheorie – also jener Wissenschaft, die nach den Bedingungen von Wissen fragt- ist daher essentiell für jeden kritischen und skeptischen Menschen.
Esoterik
Altgriechisch ἐσωτερικός esōterikós; innerlich, dem inneren Bereich zugehörig.
In unserem Sprachgebrauch ist das Wort fast schon verpönt, denn niemand möchte als Esoteriker gelten. Ursprünglich bezeichnete es allerdings eine Geheimlehre, die nur wenigen Eingeweihten einer Tradition zugänglich war, und die mystische Praxen vermittelten.
Gott
Meint in diesem Kontext nicht den bärtigen alten Mann, der im Himmel sitzt und über uns wacht, ist aber fast nicht aus dem Diskurs um Bewusstsein wegzudenken, zumindest als theoretische Instanz im Sinne einer prima causa. Viele Menschen haben durch die Einnahme bestimmer psychedelischer Substanzen „göttliche“ Erfahrungen, welche man zwar auf neuronale Hirnprozesse reduzieren kann, was aber nichts an der phänomenologischen Erfahrung selbst und am subjektiven Wert für das jeweilige Individuum verändert.
Andere Wörter für Gott: Leere, Nichts, Sein, Alles-was-ist, Wahrheit, Nirvana, Universum,…
Halluzinogen
Bedeutet mehr oder weniger „Halluzination erzeugend“, ist aber in Verwendung mit Psychedelika etwas irreleitend. Halluzinogene Substanzen sind solche, die eine starke Veränderung der Wahnehmung und des Denkens erzeugen. Unter Einfluss von psychotropen Substanzen können bestimmte „Pseudohalluzinationen“ entstehen, die im Gegensatz zu „echten“ Halluzinationen als solche zu erkennen sind (ich weiß also, dass ich halluziniere).
Harm Reduction
Das deutsche Wort „Schadensreduktion“ wird im Diskurs so gut wie nicht gebraucht. Harm Reduction bezeichnet Maßnahmen oder Programme, die sich darum bemühen, den potentiellen Schaden mit legalen oder illegalen Drogen einzudämmen. Psychedelic Harm Reduction (siehe Zendo) konzentriert sich neben gesundheitlichen Vorkehrungen auch auf psychosoziale Aspekte.
Holotropes Atmen
Ist eine spezielle Atemtechnik, die zu einem veränderten Bewussstseinszustand führt. Entwickelt wurde sie vorwiegend von Stanislav Grof, ein Psychotherapeut, der in den 1970ern mit der LSD-Psychotherapie arbeitete. Nachdem diese gesetzlich verboten wurde, versuchte er mit dem Holotropen Atmen einen legalen Weg zurück zum Unbewussten zu finden.
Horrortrip
Ist ein als negativ empfundener Trip, der je nach Individuum, Substanz und Dosis verschiedene Ausprägungen haben kann. Das Risiko eines „Horrortrips“ ist kleiner als medial dagestellt, aber dennoch nicht zu ignorieren, weswegen es sich empfiehlt, immer auf Set, Setting und Dosis zu achten.
Ibogain
Ist eine Heilpfanze (Tabernanthe iboga) aus Afrika mit stark halluzinogener Wirkung, die von den Menschen zu spirituellen Zwecken genutzt wurde. In den letzten Jahren bekam Ibogain zunehmend die Aufmerksamkeit westlicher Medizin, da sie als effektives Hilfsmittel für einen schwierigen Drogenentzug gilt (vor allem bei Heroin).
Ignoranz
Wortwörtlich „Nicht-Wissen“. Meint in diesem Zusammenhang das fehlende Bewusstsein über Psychedelika und ihre Wirkungsmacht und die daraus entstehende Verteufelung und Angst von eigentlich heilsamen Pflanzen, der es entgegenzuwirken gilt.
Ketamin
Wird in der Tier- und Humanmedizin zur Schmerzbehandlung als Analgetikum eingesetzt („Pferdebetäubungsmittel“) und darüber hinaus galt Ketamin lange als eine beliebte halluzinogen-dissoziative „Partydroge“. Doch die Forschung – allen voran MAPS – hat in den letzten Jahren auch Ketamins hohe Wirkkraft als Antidepressivum und für PTSD Behandlungen (Posttraumatic stress disorder) entdeckt.
LSD
Lucides Träumen (Freiträumen)
Meditation
Meskalin
Mystik
Magic Mushrooms
Non-Dualität (Advaita Vedanta)
Psychonaut
Psychdelika
Psychotropika
Psylocibin
Psycholyse
Set and Setting
Schamane
Spiritualität
Skepitzismus
Transzendenz
Tripsitter
Unterbewusstsein